Um 18. Juli 2015, 11.52 Uhr war es soweit: Nachdem die Reden des Dankes und der Wertschätzung verklungen waren, gingen die Pforten des Regio/Bio-Dorfladens der Dörfergemeinschaft Flegessen, Hasperde und Klein Süntel auf. In rund 12 Monaten Bauzeit entstand ein außergewöhnlicher Ort der Begegnung, der Lebensqualität und der Zukunftsfähigkeit. Außergewöhnlich, weil die Finanzierung des Gebäudes allein durch die Einwohner und vollständig ohne öffentliche Fördergelder gestemmt wurde. Außergewöhnlich auch, weil die Gemeinschaft ganz bewusst das Grundstück in der Mitte des Dorfes erworben und dort den Mut zu einer von allen Seiten einladenden Achteck-Form umgesetzt hat. Außergewöhnlich, weil der Laden in Stroh-Lehm-Bauweise mit natürlichen Baustoffen aus der Region und damit besonders umweltschonend (überwiegend in Eigenleistung) gebaut wurde. Und außergewöhnlich nicht zuletzt auch deswegen, weil der Laden als Regio-Bio-Markt in Vereinsform komplett ehrenamtlich (von ca. 200 Mitgliedern) betrieben wird und dadurch eine Vollversorgung mit hochwertigsten Produkten zu günstigsten Preisen gewährleistet. Und es funktioniert: Seit der ersten Einkaufsflutwelle unmittelbar nach der Eröffnung folgt an jedem Öffnungstag ein Ansturm auf die jederzeit gut gefüllten Regale des Ladens. Bislang wurden die Umsatzerwartungen deutlich übertroffen… und die Lebensqualität in unseren drei Dörfern ist wieder ein Stück gestiegen.

 

 

AUSGANGSLAGE (Rückblick auf November 2013)

 

Die negative demografische Entwicklung in ländlichen Gebieten in den letzten Jahren hat in vielen Dörfern zur Aufgabe klassischer Lebensmittelläden geführt. In der Folge ist der traditionelle „Tante Emma Laden“ weitestgehend ausgestorben. In Flegessen, Hasperde und Klein Süntel gibt es zwar noch einen Bäcker, einen Fleischer und einen Getränkeblitz. Doch einen echten Lebensmittelladen gibt es auch hier seit Jahren nicht mehr. Die 1.400 Einwohner (Stand: November 2013; Update Oktober 2015: 1.500) der drei Dörfer versorgen sich - sofern sie noch mobil genug sind - überwiegend in Bad Münder (z.B. REWE, Penny, Lidl, etc.) oder Hameln (z.B. Aldi, REWE, etc.).

 

Im Zuge der ersten „Ideenwerkstatt Dorfzukunft“ am 14.09.2012 wurde von weiten Teilen der Dorfbevölkerung der Wunsch nach der Wiedereröffnung eines eigenen Dorfladens geäußert. Dieser Wunsch wurde von einer ca. 30-köpfigen Planungsgruppe in ein konkretes „Dorfladen-Konzept“ umgewandelt - und zwischen Mai 2014 und Juli 2015 von unzähligen freiwilligen Bauhelfer/Innen und Ladenbetriebsplaner/Innen in die Realität umgesetzt.

 

 

KONZEPT FÜR DEN BETRIEB DES LADENS

 

Ausgehend von der Erkenntnis, dass ein klassisches Ladengeschäftsmodell auf dem Land heute nicht mehr tragfähig ist, wurde der Dorfladen im Rahmen eines Vereins mit dem Namen "Süntellädchen" realisiert. Der Dorfladenverein erwuchs aus dem Vorgängerverein „Süntelkörner e.V.“ (einer über 4 Jahre hinweg erfolgreichen Einkaufsgemeinschaft von ca. 30 Erwachsenen). Der Dorfladen bietet alle Güter des täglichen Bedarfes in besonders hoher Qualität an - wo immer möglich von regionalen Anbietern, ansonsten in Echt-Bio-Qualität (z.B. von Rapunzel, Kornkraft, etc.). Ausnahmen sind die Hauptprodukte der bestehenden Versorger: Backwaren, Fleisch/Wurst, Getränke, Fisch, Tabakwaren, Zeitschriften, Tiefkühlware, Post, etc. - darauf verzichtet der Laden aus Rücksichtnahme auf die bestehenden Versorger. Hinzu kommen ergänzende Dienstleistungen.

 

Die Produkte sind mit zwei Preisen ausgewiesen: Ein Preis für die Mitglieder und ein Preis für alle Nicht-Mitglieder. Da der Verein ohne Gewinnabsicht wirtschaftet, wird nicht die übliche Handelsspanne auf die Lieferantenpreise aufgeschlagen. Im Vergleich zu herkömmlichen Lebensmittelketten kann der Dorfladen dadurch bessere Produkte zu günstigeren Preisen anbieten. Zusätzlich werden die Fahrtkosten für die Dorfeinwohner gesenkt. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 10 EUR pro Monat pro Erwachsenem im Haushalt (Kinder zahlen nichts). Mit dem Beitrag beteiligt sich ein Mitglied vorab an laufenden Ladenkosten wie Miete und Energie.

 

Der Dorfladen ist montags, mittwochs und freitags jeweils von 10-13 Uhr und von 17-19 Uhr sowie am Samstagvormittag von 10-13 Uhr geöffnet. Der Laden wird auf ehrenamtlicher Basis von den Mitgliedern betrieben.

 

 

LÖSUNG FÜR DAS GEBÄUDE

 

Um die für den Laden notwendige Verkaufs- und Parkplatzfläche bereitstellen zu können, wurde eine Unternehmergesellschaft "Dorfzukunft Immobilien UG" gegründet und mit dieser Gesellschaft das Grundstück in zentralster Lage der Dörfergemeinschaft erworben. Durch die Beteiligung der Einwohner als stille Gesellschafter entspricht die Unternehmergesellschaft  dem Prinzip einer Genossenschaft.

 

Auf dem im Frühjahr 2014 erworbenen Grundstück ist zwischen Mai 2014 und Juli 2015 durch gemeinschaftliches "Anpacken" ein neues Ladengebäude errichtet worden. Das Gebäude wird für eine marktübliche Miete an den o.g. Dorfladenverein vermietet. Die achteckige Form des Gebäudes orientiert sich an der verfügbaren Fläche auf dem Grundstück (nach Abzug der vom Bauamt geforderten Parkplätze), bietet von allen Straßenansichtsseiten eine einladende Front und spiegelt die gewünschte Funktion als "Dörfer-Kommunikations-Drehscheibe" wider. Das Gebäude wurde im Wesentlichen aus Holz, Stroh, Lehm und Glas errichtet - und setzt damit auf zukunftsfähige, gesunde und günstige Baumaterialien aus der Region, für deren Verarbeitung nicht nur eine Reihe bewährter Profi-Handwerker vor Ort verfügbar sind, sondern die auch einen hohen Eigenleistungsanteil der Dörfergemeinschaft ermöglichten.

 

 

 

 

KONTAKT

Wer Fragen, Anregungen oder Sorgen hat, meldet sich bitte gern unter info@ideenwerkstatt-dorfzukunft.de oder 05042-5276933.

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